27. Februar 2019
MWC in Barcelona
Der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ist die grösste und wichtigste Mobilfunkmesse der Welt. Hier präsentieren die grossen Hersteller jeweils ihre Neuheiten und Gadgets. Um zu sehen, was die Zukunft in der Mobile-Welt bringt, reiste ich nach Barcelona.
Zusammen mit Rafael Perez Süess (Head of Business Development der führenden Schweizer Software-Schmiede Netcetera) und mit Reto Senn (Inhaber von Bitforge, einer Zürcher Agentur für Apps, AR und VR) besuchte ich den MWC. An zwei Standorten und in rund 10 Hallen stellten über 2’400 Firmen aus. Eine Halle war für Start-Ups reserviert, die ihre Business-Ideen präsentieren konnten. Die schiere Grösse und die Massen an Besucher (anscheinend über 100’000 Personen) waren beeindruckend, wenn nicht gar erdrückend.
Die Smartphone-Trends
Bereits im Vorfeld des MWC präsentierten viele der grösseren Hersteller ihre neuen Smartphones. Da man viele der Neuigkeiten bereits in den klassischen Medien vernehmen konnte, hier nur eine kurze Auflistung der Trends:
- Mehr Kameras Die Top-Geräte (wie z.B. das Samsung Galaxy S10) sind nun mit drei Kameras ausgerüstet. Das Nokia 9 PureView übertreibt es mit gar fünf (!) auf der Rückseite.
- Keine / kleinere Notches Die «Notches» werden bei vielen Android-Telefonen wieder kleiner oder fallen gar ganz weg: Samsung und auch Huawei verbauen die Frontkamera direkt in einem «Loch» im Display und so erhält man noch mehr Bildschirmfläche. Anders als Apple setzen viele Hersteller für die Anmeldung am Gerät nicht auf Gesichtserkennung sondern setzen Fingerabdruck-Scanner ein, die direkt in den Bildschirm eingebaut sind und benötigen darum weniger Aussparungen für Sensoren
- 5G Mehrere Hersteller präsentierten Smartphones mit Chips für die 5G-Technologie
- Hohe Preise Die Top-Modelle bei Samsung und Huawei knacken oder kratzen an der 1’000 Franken-Grenze. Xiaomi setzt da einen Kontrapunkt bringt deutlich günstigere Geräte mit Top-Ausstattungen auf den Markt.
Die Revolution: Das faltbare Handy
Star der Show war ganz klar das Mate X, das faltbare Smartphone von Huawei. Es stellte das ebenfalls faltbare Samsung Fold in den Schatten. Wie praktisch ein faltbarer Bildschirm in der Praxis sein wird, ist schwierig abzuschätzen. Da die Displays auch nicht mehr aus Glas sondern Plastik sind, werden sie viel empfindlicher für Kratzer sein. Als Besucher der Messe konnte man beide Geräte nur anschauen und leider noch nicht ausprobieren. Angesichts der Preise, die weit über 2000 Franken liegen, wird diese neue Produkte-Kategorie den Markt wohl nicht im Sturm erobern. Ich bin auf jeden Fall gespannt zu sehen, wie sich Apps und (für mich als Webdeveloper besonders interessant) der Browser beim Auf- und Zuklappen verhalten werden.
5G
Die 5G Mobiltechnologie war ebenfalls omnipräsent: Die Netzausrüster zeigten sich stolz, dass in vielen Ländern die Netzeinführung unmittelbar bevorsteht: so beginnt Sunrise in der Schweiz bereits im kommenden März mit der Aktivierung des neuen Netzes. Die 5G Technologie wird nebst schnellerer Geschwindigkeit bei der Datenübertragung (bis maximal 10 GBit/s vs. 1. GBit/s bei 4G) vor allem kürzere Latenzzeiten (= Reaktionszeiten) bringen. Dies hat den Vorteil, dass Computer und vernetzte Geräte fast in Real-Time miteinander kommunzieren können.
Augmented Reality
Ebenfalls sehr präsent war das Thema Augmented Reality: Insbesondere die neue HoloLens-Brille von Microsoft wurde sehr positiv aufgenommen. Die zwei Stunden Wartezeit für die zehnminütige Demo waren mir dennoch zu viel. Ich sah mir darum Demos von anderen Herstellern an. Die Bildqualität überzeugte mich oft (noch) nicht. So scheint die AR-Technologie immer in den Kinderschuhen zu stecken und die Use-Cases sind derzeit eher im Business-Umfeld zu finden. Bis sich AR im Consumer-Bereich durchsetzen wird, wird es wohl noch dauern. Auf Virtual Reality scheint keiner der Branchengrössen zu setzen und dementsprechend inexistent war es an der Messe.
Der grosse Abwesende am Mobile World Congress war Apple. Die Kalifornier waren nicht an der Messe als Aussteller und dennoch überall präsent. So vergleicht Huawei ihre Neuheiten explizit Apple-Geräten und auch Xiaomi kopiert die iOS-Software gerade zu schamlos.
Mit vielen Eindrücken kehrte ich nun aus Barcelona zurück - mein DeviceLab mit Testgeräten werde ich in den nächsten Wochen mit einem neuen Android-Smartphone erweitern, um meine Websites auch mit den neuesten Android-Generation testen zu können. Und der schnellen 5G-Technologie zum Trotz: Ich werde meine Websites weiterhin mit grösster Sorgfalt für schnelle Ladezeiten optimieren.